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Ein Familienbett ist ein Bett, in welchem die Eltern zusammen mit ihren Kindern schlafen. Hierbei handelt es sich eigentlich um eine ursprüngliche Art des Schlafens, die jedoch seit einiger Zeit als Co-Sleeping wiederentdeckt wird.
Das Familienbett: ein historischer und kultureller Standard
In der westlichen Welt mutet das Co-Sleeping heute als exotisches Experiment an, jedoch war das gemeinsame Schlafen der ganzen Familie in einem Bett auch im Westen Standard. Dass Kinder ihr eigenes Bett und sogar ihr eigenes Zimmer haben, ist kulturhistorisch gesehen ein sehr junges Phänomen. Selbst bei Adeligen, die wesentlich komfortablere Wohn- und Schlafmöglichkeiten hatten als einfache Bürger, war es gang und gäbe, dass die Amme mit den Kindern in deren Schlafzimmer übernachtete.
Je weiter zurück die Schlafsituation der Familien betrachtet wird, umso enger Rücken die Familienmitglieder zusammen. Ganz gleich, ob der Mensch in einer festen Behausung lebte, in welcher Wohn- und Schlafzimmer miteinander kombiniert waren und wo es in aller Regel nur eine einzige Feuerstätte gab. Sei es im Freien, wo die Nähe zu den Eltern Schutz vor wilden Tieren und Witterung gewährleistete.
Das Familienbett als Schutz
In der gesamten Menschheitsgeschichte diente das Familienbett vor allem dazu, den Nachwuchs zu schützen. Denn dass die Gruppe gemeinsam schlief, wurde deren Erhalt gesichert. Und noch heute bietet das Familienbett ein Mehr an Sicherheit für das Kind. So gibt es beim gemeinsamen Schlafen einige Faktoren, welche die Gefahr des plötzlichen Kindstodes reduzieren.
Animation zum Atmen
Säuglinge haben einen stark schwankenden Atem-Zyklus, wobei Aussetzer mit einer Dauer von bis zu zehn Minuten völlig normal sind. Der Grund dafür. In den ersten Lebensmonaten ist der eigene Atemantrieb noch nicht stark ausgeprägt. Nimmt das Kind jedoch die Atmung der Eltern wahr, wird es sich auch seiner eigenen Atmung bewusst.
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind
Das Gehirn der Mutter unterliegt während der Schwangerschaft einem starken Wandel: Denn ungenutzte Bereiche werden zu Gunsten neuer Verbindungen beseitigt. In jenen Bereichen, welche der Fürsorge und der Empathie gelten finden sich die stärksten Verknüpfungen. Diese Restrukturierung des Gehirns wird von Hormonen ausgelöst. Es braucht also nicht zu verwundern, dass durch verschiedene Studien belegt wurde, dass eine Mutter ihr Kind selbst während des Schlafes durch unbewusste Berührungen ständig auf extreme Tiefschlafphasen, Überhitzung und Atemstillstände hin kontrolliert. Denn während des Tiefschlafes verlängern sich die Atemabstände bei Neugeborenen, was gefährliche Aussetzer zur Folge haben kann.
Mehr Körperkontakt
Schlafen Kinder, die gestillt werden, im Familienbett, verlangen sie während der Nacht häufiger nach der Brust. In den ersten Monaten erreicht die Mutter also die Tiefschlafphase nicht. Stattdessen durchläuft sie öfter die sogenannten aktiven Schlafphasen. Während dieser Schlafphasen ist die Mutter offen für Außenreize und eventuelle Gefahren für das Kind. Die aktiven Schlafphasen treten aber auch beim Säugling häufiger auf, während sie die kritischen Tiefschlafphasen weniger oft erreichen. Das häufigere Stillen hat außerdem den Vorteil, dass sowohl der Sauerstoffgehalt im Blut als auch der immunologische Schutz gestärkt wird. Dies wiederum senkt das Risiko für SIDS und stärkt die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Das Stillhormon Prolaktin soll außerdem das Bewusstsein für kindliche Warnsignale stärken. Der Körperkontakt fördert zusammen mit der steten Verfügbarkeit von Nahrung, Schutz und Wärme zudem die frühkindliche Entwicklung und das Ausreifen des Herz-Lungen-Kreislaufsystems.
Öfter wach und trotzdem erholter
Die Vorteile des Co-Sleeping für werdende Mütter liegen auf der Hand. Ist das Team von Mutter und Kind gut aufeinander eingespielt, fällt es allen Beteiligten sogar leicht, weiterzuschlafen, nachdem das Kind gestillt wurde. Schläft das Kind dagegen alleine in seinem Bettchen, muss die Mutter zum Stillen aufstehen. Wird das Kind mit der Flasche gefüttert, muss zunächst noch die Nahrung zubereitet werden, während es gilt, das schreiende Kind zu beruhigen. Zumindest ein Elternteil ist in diesem Fall also über einen längeren Zeitraum hinweg wach.
Damit das Familienbett sicher ist
Ärzte raten oft dazu, Neugeborene während des ersten Lebensjahres im eigenen Kinderbett im selben Raum wie die Eltern schlafen zu lassen. Allerdings ist auch das gemeinsame Schlafen im Familienbett sehr wohl ohne böses Erwachen möglich, sofern die Eltern einige Punkte berücksichtigen und ein Familienbett kaufen möchten:
Keine Raucher im Familienbett
Selbst wenn das Schlafzimmer eine rauchfreie Zone ist, bildet der Zigarettenrauch bei Rauchern einen Film von gefährlichen Giftstoffen auf Haut und Haaren. Mit diesem kommt das Kind über Berührungen, aber auch über die Bettwäsche und die Laken in Berührung. Auf dieses giftigsten Substanzen reagieren die Organe von Babys, die noch nicht ausgereift sind, äußerst empfindlich und können auch nicht gut abgebaut werden.
Nur nüchtern ins Bett
Einige Medikamente, aber auch Drogen und Alkohol, haben einen Einfluss auf die Schlafphasen. Es kommt nicht selten zu verlängerten oder intensiveren Tiefschlafphasen. Ferner setzen die bewusstseinsverändernden Substanzen auch die Körperkontrolle und Wahrnehmung stark herab. Insbesondere in der Tiefschlafphase ist die Gefahr groß, das Kind in der Atmung zu behindern oder es sogar zu überrollen. Das Kind ist also sicherer, wenn es alleine schläft.
Tiere verboten
Auch wenn sich Katze und Hund über den neuen Mitbewohner freuen, so haben sie im Familienbett nichts zu suchen. Denn das Tier könnte eine versehentliche Gefahr für das Kind darstellen, was die Eltern im Schlaf nicht bemerken.
Erwachsene als Trennwand zwischen den Kindern
Der Schlaf von Kindern ist meist eher unruhig und ihnen fehlt die Intuition, bei einer gefährlichen Berührung aufzuwachen. Schlafen zwei Kinder im Familienbett, sollte stets ein Erwachsener zwischen den Kindern liegen.
Auf die Größe der Matratze kommt es an
Wie groß das Bett sein sollte, hängt davon ab, wie viele Personen im Familienbett schlafen sollen. Für einen Single mit Kind reicht eine Matratze in der Größe von 120 mal 200 Zentimeter durchaus ausreichend, besser ist natürlich eine größere Matratze oder gleich eine Doppelbett-Matratze. Wollen Paare mit dem Baby sicher schlafen, ist das ab Queensize-Matratzen mit einer Größe von 180 mal 200 Zentimetern möglich, noch besser ist natürlich die Kingsize-Matratze mit 200 mal 200 Zentimetern.
Ganz unabhängig von der Größe der Matratze muss das Kleinkind auch davor geschützt werden, aus dem Bett zu fallen. Das Familienbett sollte also in jedem Fall einen Rausfallschutz besitzen. Denn in den ersten Lebensmonaten haben Kinder kein Raumverständnis und sie können Grenzen nicht unbewusst wahrnehmen.
Werden im Ehebett zwei Matratzen genutzt, entsteht zwischen diesen eine Besucherritze, die zu einer Gefahr für kleine Kinder werden kann. Eine sichere und durchgehende Liegefläche lässt sich mit einem Topper schaffen.
Weniger ist mehr
Ganz gleich, ob der Säugling im Baby- oder im Familienbett schläft: Seine direkte Umgebung sollte so leer wie möglich sein. Der Grund: In den ersten Lebensmonaten sind Säuglinge nicht dazu in der Lage, sich selbst aus Notlagen zu befreien. Kuscheltiere, Kissen oder Tücher können unter Umständen zum Ersticken oder Überhitzen führen und sogar schwerwiegende Unfälle zur Folge haben. Eine weitere Gefahrenquelle stellt die Bettdecke dar. Säuglinge im Familienbett sollten deshalb besser in einem Babyschlafsack schlafen.
Werden die Kinder eines Tages ausziehen wollen?
Viele Eltern sind unsicher, ob sie die Kinder nicht zu sehr verwöhnen oder verziehen, wenn sie diese im Familienbett schlafen lassen. Kritiker sind sogar der Meinung, dass dadurch unselbstständige Erwachsene herangezogen werden. Allerdings steht der Anspruch an Selbstständigkeit schon im Säuglingsalter in einem Widerspruch zur seit Jahrtausenden gelebten Realität.
Im Normalfall kann man aber davon ausgehen, dass jedes Kind irgendwann einen Ablösungsprozess von den Eltern erlebt. Am offensichtlichsten wird das in den Jahren der Pubertät. Doch dieser Prozess beginnt schon sehr viel früher. Denn Kinder wollen ihre Grenzen ausloten und erleben, was es heißt, selbstständig zu sein. Zwischen dem ersten und dem vierten Lebensjahr sind sie in aller Regel dazu bereit, ausquartiert zu werden. Vielmehr sind sie stolz darauf, dass sie jetzt ein eigenes Reich haben. Im Gegenteil haben Kinder, welchen Sicherheit durch viel Nähe vermittel wurde, eher die Neigung dazu, zu unabhängigen und starken Individuen heranzureifen – mit dem Wunsch nach einem eigenen Gestaltungsspielraum.